Gestaltungsgrundsätze

Ein Bonsai entsteht selten von allein, in der freien Natur können wir allerdings viele Beispiele finden wie ein Bonsai aussehen und nachgestaltet werden kann. Manchmal hat man Glück und findet brauchbare Pflanzen, die nach einigen Jahren Arbeit in schöne Bonsai umgestaltet werden können.

Ein Bonsai hat immer eine Vorderseite, dies hängt stark mit dem Wurzelwerk, der Astanordnung und dem Stammverlauf zusammen. Wenn möglich sollten die Wurzeln nach allen Seiten an der Oberfläche sichtbar angeordnet sein. Wenn dies nicht möglich ist oder einige Wurzeln auf einer Seite total fehlen, dann versuchen Sie den Baum so zu platzieren, dass links und rechts zwei dicke und einigermassen schöne Wurzeln sichtbar sind. Stellen Sie jetzt den Bonsai in Augenhöhe und schauen Sie in den Baum hinein. Der Stammverlauf und die Astverteilung sind jetzt wichtig. Wenn der Stamm sich biegt, ist es besser wenn dieser nach links oder rechts und nicht direkt auf den Zuschauer nach vorne verlauft. Die Spitze sollte sich leicht Richtung Betrachter verneigen. Die Astverteilung sollte vom unteren Drittel weg schön harmonisch rundherum angeordnet sein. Im unteren Bereich sollten keine Äste nach vorne Richtung Betrachter zeigen. Wie gross ein Bonsai schlussendlich werden darf, liegt beim Gestalter. Der eine Bonsai eignet sich um nicht grösser als handtellergross gestaltet zu werden, andere können als mannshohe Bonsai sehr reizvoll und imposant wirken. Die meisten Bonsais liegen zwischen 15 und 70 cm. Für diese Bonsais bekommt man auch die notwendige Bonsaischale und sie sind noch transportierbar, was im Winter sehr vorteilhaft sein kann. Wie gross Ihr Bonsai auch sein mag, er muss einen realistischen Eindruck vermitteln. Die Stammdicke, das Blattwerk, die Astanordnung und die Schale sollten miteinander harmonieren. Es ist nicht sehr sinnvoll Bäume mit sehr grossen Blättern und einem dünnen Stamm als Bonsai weiter zu kultivieren. Suchen Sie sich Pflanzen aus, die von Anfang an schon relativ kleine Blätter aufweisen. Natürlich ist es einfacher eine höhere Schale zu nehmen, aber wenn dies nicht im Verhältnis zur Stammdicke ist, müssten wir wohl weniger giessen, aber eine Harmonie ist nicht vorhanden.

Hier noch ein paar Tipps.

 

Wurzelwerk

Bei jungen Bäumen sind die Wurzeln meistens von Erde bedeckt. Bei älteren Bäumen kommen die Wurzeln an die Oberfläche und vermitteln einen Eindruck von Stabilität und Ausgewogenheit. Im Idealfall sind die Wurzeln strahlenförmig angeordnet. Die Form und Beschaffenheit sind bei Bonsais einen wichtigen Aspekt. Sie können den Wert von Bonsai bei gutem Aussehen erheblich steigern. Allerdings gibt es genügend Bonsais, die auch mit weniger gut platzierten Wurzeln gut aussehen.
Es gehört allerdings zu den künstlerischen Elementen der Bonsai-Gestaltung das Wurzelwerk von Beginn der Gestaltung mit einzubeziehen.

Stamm

Der Stamm spielt eine wichtige Rolle in der Bonsaigestaltung, er kann krumm oder gerade, geteilt oder sogar als Drillings-Stamm - wie Bäume in der Natur aussehen. Wichtig ist es, dass der Stamm unten kräftig und dick ist und sich nach oben in den Spitz hinein langsam verringert. Ein gleichmässig dicker Stamm von unten bis oben wirkt langweilig und hat keinen besonderen Reiz. Es können Jahre vergehen bis sich ein Stamm so richtig entwickelt und seine gewünschte Form erreicht hat. Der Stamm sollte man immer sehen können, deshalb sind im unteren Bereich die Äste nicht erwünscht, denn das Aussehen, der Stammverlauf und die Rinde sind wichtige Kriterien und verleihen dem Baum seinen Charakter. Ist der Blick auf den Stamm verdeckt, sieht der Bonsai eher wie ein Strauch, und nicht wie ein Bonsai aus.

 

Äste

Auch da gilt wieder an der Basis beim Stamm dick und gegen den Spitz immer dünner werdend. Der erste Ast sollte etwa im ersten Drittel anfangen. Im unteren Bereich sind die Äste, die nach vorne wachsen zu entfernen. Nur im oberen Bereich dürfen die Äste ringsherum angeordnet sein. Im vorderen Bereich sind viel weniger Äste vorhanden, im hinteren Bereich sind sie halbrund angeordnet. Der Verlauf der Äste ist wie eine Wendeltreppe, allerdings sollten sie nicht zu gleichmässig angeordnet sein, dies wirkt zu langweilig und kommt in der Natur selten vor. Der erste Ast sollte entweder auf der linken oder auf der rechten Seite sein und sollte sich leicht nach vorne biegen. Der zweite Ast sollte auf der entgegengesetzten Seite liegen, allerdings etwas höher und nicht direkt gegenüber entspringen. Der dritte Ast sollte an der Rückseite sein, um Tiefe in die ganze Komposition zu bringen. So geht es dann den ganzen Stamm entlang aufwärts weiter. Schlussendlich sollte eine dreieckige interessante Silhouette entstehen.

Diese Regel sind nur Grundregel, es gibt viele Ausnahmen. Es sind Hilfsmittel, die Ihnen helfen sollen einen schönen Bonsai zu schaffen. Bonsai entsteht auch durch Kreativität, in der Natur finden Sie genügend interessante Beispiele, die es ermöglichen den idealen Wunsch-Bonsai gestalten zu können.

Siehe Kapitel: Natur/Beispiele

 

 

Die Bonsaikunst